Die ALME AG bot in Zusammenarbeit mit Strassen.NRW eine Baustellenbesichtigung an
Gut 30 Bürger aus Alme und Bad Wünnenberg haben bei herrlichem Sommerwetter die Einladung der Alme AG genutzt und die Baustelle der Aftetalbrücke besucht. Zu Beginn wurden alle Interessierten über technische Details durch Willi Donner (Strassen.NRW) im großen Besprechungsraum der Baustellenleitung in Bad Wünnenberg zwischen Pfeiler 3 und 4 informiert. Unterstützt wurde er durch Rüdiger Sürig (Strassen.NRW).
Die Bauarbeiten begannen vor genau fünf Jahren im September 2013. Die Gesamtlänge der Ortsumgehung misst 6,8km, die sich überwiegend auf die neue Straße und nur ca. 800m auf die Überquerung des Aftetals aufteilen. Die Baukosten von ca. 60 Mio. Euro entfallen jedoch zu 2/3 auf die Errichtung der Brücke.
Das findet auch bei diesem Projekt seine Begründung an Stellen, die man nicht sieht, nämlich in der Erde. Die imposanten Pfeiler, von denen die höchsten gute 65m hoch sind, stehen wiederum auf Fundamenten, welche auf sogenannten Bohrpfählen stehen. Die Abmessungen sind beeindruckend. Mit einem Durchmesser von 1,80m und maximalen Tiefen von 25m sorgen jeweils neun dieser Anker für den richtigen Halt im Erdreich.
Die Pfeiler selber verjüngen sich nach oben und sind in sich profiliert. Das hat vor allem optische Vorzüge. Der Nachteil bei der Erstellung ist das aufwendigere Schalungsverfahren. Für jeden Bauabschnitt, den man sehr gut von außen erkennen kann, müssen neue Schalungen erstellt werden. Interessant ist auch die Frage, wie bekommt man den Beton in eine Höhe von 65m? Ein Kran, so Willi Donner, währe nicht schnell genug und die meisten mobilen Betonpumpen kommen nur auf eine Höhe von ca. 40m. Die Lösung, es wurde ein Stahlrohr in der Mitte der Pfeiler eingebaut durch welches der flüssige Beton hochgepumpt wurde.
Den Abschluss der Pfeiler bilden die Pfeilerköpfe mit den Brückenlagern. Aktuelle sind dort Gleitlager installiert, damit der Vorschub erfolgen kann. Nach dem letzten Vorschub, welcher voraussichtlich im Dezember stattfindet, werden die endgültigen Brückenlager eingesetzt. Dafür wird die gesamte Brücke angehoben.
Beim letzten Vorschub wiegt die gesamte Stahlkonstruktion ca. 7.000t. Damit diese Masse bewegt werden kann, werden Pressen mit einer gesamten Hubleistung von 400t eingesetzt. Bei jedem Vorschub wird eine Strecke von 120m, dem Pfeilerabstand, erreicht. Da die Brückenteile bei dieser Spannweite bis zu 2m durchhängen wurde am Anfang ein sogenannter Schnabel (gelber Gittermast) installiert. Dieser gleicht einen Höhenunterschied von 3m aus. Der ca. 90m lange weiße Kasten, welcher hinterm Schnabel sitzt, soll die seitliche Windlast verringern und wirkt wie ein Spoiler beim Auto. Dadurch ist es möglich bis zu einer maximalen Windgeschwindigkeit von 65km/h den Vorschub durchzuführen. (Das entspricht einer Windstärke von 8 Beaufort und kein verantwortungsvoller Skipper würde freiwillig mit seinem Segelboot aus dem Hafen fahren).
Willi Donner konnte auch richtigstellen, das zu keiner Zeit zu wenig Stahl verbaut wurde. Es muss auch nichts nachgebessert werden. Jedes verbaute Stahlelement, welches von der Firma Max Bögl, Neumarkt i.d. Opf. hergestellt und angeliefert wurden, entspricht den Anforderungen der geprüften Statik.
Nach Fertigstellung der Stahlkonstruktion wird der oben offene Hohlkasten mit einer Betondecke geschlossen. Diese wird ca. 3,50m an jeder Seite das Bauwerk verbreitern. Damit wird die gesamte Breite für drei Fahrstreifen erreicht. Aufgrund der großen Spannweiten ist es nicht möglich diese Platte in einem Stück bzw. immer wieder anschließend zu erstellen. Hier wird im sog. Pilgerschritt vorgegangen. Dabei wird eine bestimmte Fläche erstellt um im Anschluss hinter dem Stützpfeiler die gleiche Fläche als Gegengewicht ebenfalls einzubauen. Nach Abschluss dieser Arbeiten addieren sich zu den 7.000t. Stahl noch ca. 16.000t Beton dazu.
Die Teilnehmer der Gruppe konnten zum Abschluss den Hohlkörper von innen und außen aus nächster Nähe betrachten. Die Schweißarbeiten laufen rund um die Uhr. Die einzelnen Teile mit einer maximalen Stärke von 11cm werden in Handarbeit verschweißt und die Nähte durch Prüfingenieure kontrolliert.
Bis zur endgültigen Fertigstellung wird noch etwas Zeit vergehen. Es wird erwartet, dass die ersten Fahrzeuge 2021 nicht mehr durch die Serpentinen von Bad Wünnenberg müssen und sich die Fahrzeit nach Paderborn um gute 10 Minuten verringert.
Ein sehr interessanter und lehrreicher Nachmittag. Vielen Dank an die Organisatoren der Alme AG, Andreas Rohlfing und Wolfgang Kraft sowie Rüdiger Sürig und Willi Donner von Strassen.NRW.
(Text und Bilder: Edgar Zühlke – Danke Eddi!)
Waere diese Bruecke nicht ideal gewesen um auch eine direktere Eisenbahnverbindung zwischen Paderborn und Korbach ueber Willingen zu realisieren?
Wird vor Fertigstellung wohl noch mal eine Besichtigung stattfinden würde mich sehr interessieren.MFG K.Kersting
Hallo,
zur Zeit sicherlich sehr schwer umsetzbar, wir haben es aber auf dem Radar. Ob überhaupt machbar wird sich zeigen. Wenn eine Besichtigung stattfinden sollte werden wir hier auf alme-info rechtzeitig darauf hinweisen.
Zum Kommentar von Frau/Herrn Eirund:
Sicher eine gute Idee, aber bei den Planungszeiteräumen bei uns wenig realistisch.Die Durchführung einer Machbarkeitsstudie bezgl. der Reaktivierung der Almetalbahn nimmt alleine schon Jahre in Anspruch.