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Alme Hilft! bittet um Spenden – ein Gespräch mit Familie Kuznietzov

Generatoren für Woltschansk

Alme Hilft! bittet um Spenden – Interview mit Familie Kuznietzov

Es war der 24. Februar 2022 als Russland den Angriff auf die Ukraine begann. Unvorstellbar für alle, es war und ist leider immer noch Krieg in Europa. Schnell war klar, dass viele Menschen, insbesondere Frauen und Kinder, vor den Bomben fliehen werden. Und somit stellten sich auch die Städte und Gemeinden auf eine große Zahl Hilfe- und Schutzsuchender ein. Auch wir in Alme wollten und wollen unseren Beitrag leisten und Menschen in dieser Notsituation helfen. Und so konnten zumindest einige Personen Zuflucht und somit Sicherheit und Frieden bei uns finden. Doch wer sind diese Menschen? Wie ist die derzeitige Situation in Ihrer Heimat und wie können wir weiter helfen?

Unter Anderem stellten Nina und Rüdiger Sürig eine Wohnung in der Burgstraße zur Verfügung und am 01. September letzten Jahres zog dort eine kleine Familie ein. Wir haben sie besucht und uns Ihre Geschichte erzählen lassen.

Das persönliche Gespräch hat uns tief beeindruckt und nachdenklich gestimmt. Wer hätte gedacht, dass wir wieder Krieg in Europa erleben müssen? Daher haben wir uns entschlossen diese Hilfsaktion zu starten. Unser Ziel ist es, möglichst noch im Februar einige Stromaggregate auf den Weg nach Woltschansk schicken zu können. Natürlich werden wir auch darüber berichten. Wichtig ist wie immer bei Spenden: Jeder Euro zählt! Und wenn wir alle zusammenlegen, egal ob Privatpersonen, Vereine und Firmen, sollten wir doch auch hier eine tolle Summe zusammen bekommen. Wir und besonders die Menschen in der Ukraine sagen schon jetzt DANKE!!

ALME AG und die Ortscaritas Alme bitten um Spenden bis zum 05. Februar 2023 auf folgendes Konto: (Bitte unbedingt den Verwendungszweck angeben!)

Kontoinhaber: Caritasverband Brilon e.V.

Bank:                    Sparkasse Hochsauerland

IBAN:                    DE14 4165 1770 0000 0562 83

Verwendungszweck:    Alme hilft Ukraine

Für Spenden bis 300,00 € bedarf es übrigens keiner eigenen Spendenquittung, es reicht die Vorlage des Kontoauszuges bei der Steuererklärung!

Wer lieber bar spenden möchte kann dies selbstverständlich auch gerne tun und die Spenden bei Rüdiger Sürig, Wolfgang Kraft, Christian Rohlfing oder Christiane Peucker-Kaup abgeben.

Heiligabend bei Familie Sürig

alme-info:

Hallo und ein frohes und hoffentlich friedliches Neues Jahr. Wir freuen uns euch kennenlernen zu dürfen. Vielleicht stellt ihr euch zunächst einmal vor.

Familie:

Wir sind Familie Kuznietsov. Serihii, (35 Jahre, Masseur), Anastasia (31 Jahre, hat IT und Management studiert) und unsere Tochter Zlata (5 Jahre) sowie Tatjana (61 Jahre, Anastasias Mutter)

alme-info:

Wo habt ihr in der Ukraine gelebt und warum musstet ihr flüchten?

Anastasia:

Wir haben eine Wohnung in Charkiw.

Serihii’s Opa, Mutter und Schwester leben in Zyrkuny, einer kleinen Vorstadt 30 km östlich von Charkiw.

Ich komme gebürtig aus Woltschansk, einer kleinen Stadt ca. 100 km östlich von Charkiw und direkt an der russischen Grenze. Dort lebt auch meine Familie (u. a. Eltern und Schwester mit Familie).

Zum Studium bin ich nach Charkiw gezogen und habe dort Serihii kennengelernt und wir haben dort eine Familie gegründet.

Ende März bekamen wir die Nachricht, dass das Haus von Serihiis Großvater und Mutter nach Bombenangriffen zerstört wurde. Um zu helfen sind wir direkt zu Ihnen gefahren. Da wir in Charkiw nur eine kleine Wohnung haben wurden viele unserer Sachen und auch ein „Buggy-Geländewagen“ für den Sommer dort zwischengelagert. Es bot sich ein Bild völliger Zerstörung. Nicht nur das Haus sondern auch viele unserer Sachen und auch der Buggy waren einfach kaputt und ausgebrannt.

Nach ein paar Tagen wollten wir mit Allen  zurück in unsere Wohnung nach Charkiw, doch die russischen Soldaten hatten den Rückweg in der Zwischenzeit abgeschnitten und das Gebiet östlich um Charkiw okkupiert. Mit vorgehaltenen Gewehren und Warnschüssen machten uns die russischen Soldaten klar, dass es keinen Weg zurück mehr in die Ukraine nach Charkiw und somit in unsere Wohnung  gibt. So beschlossen wir weiter nach Osten nach Woltschansk zu meinen Eltern und meiner Schwerster zu fahren. Auch Woltschansk war in russischer Hand und wir waren dem Terror (Stromabschaltung, Kontrollen…) ausgesetzt. Auch waren dort schon viele Häuser mitten in der Stadt zerstört.

Man machte uns deutlich, dass unsere einzige Alternative ist, um „befreit“ zu werden nach Russland einzureisen und dort zu leben. Doch das wollten wir aus gutem Grund nicht.  

Da Serihiis Tante seit vielen Jahren in Deutschland in Messinghausen lebt, entschlossen wir uns, dorthin mit vielen Familiengliedern aufzubrechen. Mein Vater (61 Jahre) und mein Opa (92 Jahre) wollten jedoch Ihr Haus und Ihre (unsere)  Heimat und was davon geblieben ist nicht verlassen. Sie sind in Woltschansk geblieben. Schweren Herzens, besonders bei meiner Mutter, die Ihren Mann und Ihren Vater zurückließ, sind wird dann nach Deutschland aufgebrochen.

alme-info:

Und wie kommt man von dort nach Deutschland? Woher seid ihr geflüchtet. Gab es Probleme?

Anastasia:

Da der Weg durch die Ukraine versperrt war, sind wir mit 14 Personen (4 Männer, 6 Frauen und 4 Kinder) mit Bussen durch Russland und dann weiter mit Bus und Zug durch Lettland, Litauen und Polen schließlich in Deutschland am Bahnhof Brilon-Wald angekommen.

Die gesamte Reise dauerte 5 Tage und schien besonders in Russland nie zu enden.

So gab es in Russland öfters Probleme. Serihii und mein Schwager Maxim wurden in Russland immer kontrolliert und befragt, insbesondere nach Ihren Militärausbildungen in der Ukraine.

Wir hatten Angst, dass Sie gefangen genommen wurden und wir dann alle zurück geschickt werden.

alme-info:

Und wie ging es in Deutschland weiter?  Wo habt ihr gelebt?

Familie:

Angekommen sind wir am Bahnhof Brilon – Wald. Serihii’s Tante lebt und arbeitet in Messinghausen. Über die Tante ist der Kontakt zu Ingrid Serafin aus Hoppecke entstanden, die dafür gesorgt hat, dass wir im Pfarrheim in Hoppecke eine erste Unterkunft in Deutschland hatten. Wir haben dann dort mit 12 Personen 5 Monate in einem Saal gelebt.

Serihiis Tante und Onkel, die mit auf der Flucht waren, sind zu Bekannten nach Frankfurt gegangen.

Duschen z. B. konnten wir in den Umkleidekabinen der Turnhalle.

Danach bekamen wir Wohnungen zugewiesen und wir Vier sind am 1. September hier in Alme in die Burgstraße eingezogen. Serihiis Opa, Mutter und Schwester wohnen jetzt in Brilon, ebenso meine Schwester mit Ihrem Mann und den 3 Kindern.

alme-info:

Wie ist euer Eindruck von Deutschland? Von Alme? Von der Hilfe? Konntet ihr euch schon etwas einleben?

Familie:

Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung und Hilfe und fühlen uns hier sicher. So einen herzlichen Empfang und so viel Hilfe hatten wir nicht erwartet und freuen uns sehr über so viel Hilfe und Solidarität. Besonderer Dank gilt hier Ingrid Serafin, die sich so toll um uns gekümmert hat und auch letztendlich die Wohnungen vermittelt hat.

Einleben konnten wir uns schon ein wenig, wobei die Sprache schon eine große Herausforderung ist. Aber wir gehen viermal die Woche zum Sprachkurs bei der VHS in Brilon und versuchen möglichst viel Deutsch zu sprechen. Im März legen wir unsere 1. Prüfung ab. 

Zlata geht hier seit November in den Kindergarten. Sie ist dort mit den anderen Kindern total glücklich, hat schon Freundinnen gefunden und kommt jeden Tag mit neuen Eindrücken und deutschen Wörtern nach Hause.

alme-info:

Also, wir finden Eure deutsche Aussprache nach der kurzen Zeit schon erstaunlich gut, Respekt!

Habt ihr denn weiterhin Kontakt in die Heimat und wenn ja wie und wie geht es den Menschen und euren Familien dort?

Familie:

Wir telefonieren täglich mit unseren Angehörigen, besonders Tatjana mit Ihrem Mann und Ihrem Vater. Die Situation ist schwer, kein Strom, keine Heizung und kaltes Wasser. Die Reste des Hauses vom Großvater haben keine Fenster und Türen mehr, diese wurden durch die Bombenangriffe erst in der letzten Woche zerstört.

alme-info:

Und wie können wir helfen? Was wird besonders benötigt?

Serihii:

Das Wichtigste sind Stromgeneratoren, da ja die Infrastruktur beinahe komplett zerstört wurde. Es werden Generatoren in den Städten unter Zelten aufgebaut, dort können die Menschen dann ihre Geräte, besonders Handys, laden. Ein weiteres begehrtes Elektrogerät sind Powerbanks. Zwei Generatoren konnten wir in den letzten Tagen schon mit einem Bus von Dortmund nach Kiew transportieren. Freunde und Familienmitglieder übernehmen diese dort und bringen sie weiter nach Charkiw und Woltschansk. Nach Woltschansk sind die  direkten Brücken und Dämme über den Donez zerstört, so dass alle Waren nur mit kleinen Booten weitertransportiert werden können.

alme-info:

Serihii, eine persönliche Frage. Viele fragen sich vielleicht, warum du als Mann nicht dort bleiben musstest oder ob du zurückgehen möchtest um dort zu helfen?

Serihii (schluckt und wird nachdenklich):

Die Situation ist auch aus emotionaler Sicht nicht einfach für mich und meine Familie. Als wir von Zyrkuny zurück nach Charkiw wollten war der Rückweg ja schon abgeschnitten. Wir haben uns dann zunächst dazu entschlossen uns und unsere Familien in Sicherheit zu bringen. Würde ich jetzt wieder in die Ukraine gehen gäbe es für mich kein Zurück mehr nach Deutschland und somit kein Zurück zu Frau und Kind. Aber entscheidender ist, dass in der Ukraine z.Zt. die Kampfhandlungen von Berufssoldaten(innen) durchgeführt werden und (noch) kein großer Bedarf an Freiwilligen herrscht. Viele Freunde dort stehen auf Wartelisten, können aber im Moment nicht viel mehr machen als Warten und Aufräumen. So kann ich von hier aus auch helfen und meinen Beitrag leisten, indem wir mit anderen Ukrainern und Familien Hilfsgüter sammeln und immer wieder in die Ukraine schicken.

alme-info:

Eine letzte Frage: Wie und wo seht ihr eure Zukunft?

Familie:

Schwer zu sagen. Wir müssen sehen wie sich die Lage weiter entwickelt und wann wieder Frieden einkehrt. Wir wissen ja auch nicht, ob wir überhaupt in Deutschland bleiben könnten oder ob wir wieder gehen müssen wenn der Krieg zu Ende ist.

alme-info:

Dann wünschen wir euch und eurem Land vor Allem Frieden und euch ein gesegnetes Weihnachtsfest am 06. Januar. (Orthodoxe Kirche)

Gesegnete Weihnachten und Frieden für Alle!

Wir bleiben in Kontakt und hoffen möglichst viele Spenden für Generatoren zu bekommen.

Danke euch für die Eindrücke und Erzählungen.

Die Kuznietzovs wünschen sich eine schnelle Intergration und helfen bei der Sanierung unseres Freibades „Badcelona“ schon tatkräftig mit. Hier Serihii und Maxim bei Stemmarbeiten an der Treppenanlage im Nichtschwimmerbecken
Generatoren für Woltschansk

Ein Gedanke zu „Generatoren für Woltschansk

  • Ein hervorragendes Beispiel von Mitgefühl, Empathie und selbstloser Hilfe.
    Das sollte Nachahmer finden.
    Herzlichen Dank an die Alme AG für ihr Engagement.

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