Der kleine Heinrich zum ersten Mal in der Kirche…
Weihnachten 1900 in Alme
Kristdag in der Keärke
Hoainrech wur en Jüngelken van feyf Johren, Up Kristdag, dät harren se eähme all lange verspruoken, drofft’e et oaistemol mit seyner Moime in de Keärke. Hoai wur gespannt ere ne Flitzebuogen. Am Obend värher konn’e all nit inschlopen, un dann – bo’e doch schlap – droimer’e de ganze Nacht van der Keärke, vam Kristkind un van seynen niggen Hanschken, boai dät Kristkind bracht harr.
„Haondrech, döi mosst upstohn, vey wellt in de Keärke“,
weckere de Mama deän kloainen Hoainrech. Wann’e aik süss nit öit’em Berre kam, vandage stont’e saiforts up. Fix angetohn, de niggen Handschken nit vergeäten, un schon stiebelten se deän Kruizweäg runn in de Keärke. Dann wur’t sai weyt. Hoainrech sat neäben seyner Moime in der Keärke. Arteg söll’e sien un ment jai nit küren dröfft’e, dät harren se eähme tehöise anbefuohlen. Un sai sat de kloaine Hoainrech in der Bank, ere wann’e anwossen wür un wiegere sick nit. Bat konn me do alles bekucken. De Altor mit deän vielen Lechtern, de Krippe mit deän schoinen Figuren – de Schöpkes sohn öit, ere wann se lebendeg weäsen würen – un sai viele Lue, alle harren eähren besten Sunndagesstoot antohn. Bat wur dät feyne, sai harr’e sick dät nit värstellen können. Doch dann – upmol, bo de Pastaier mit deän Missedoainern öit der Sakristey kam, fäng de Eärgel an te spielen. Do häll et Hoainrech nit mehr öit. Hoai toh seyne Moime an der Mogge und frogere: „Segg Mamma, girret hey aik Boair?“ (Musik kannte hoai ment vam Schützenfäst.)
Weihnachten in der Kirche
Heinrich war ein kleiner Junge, von fünf Jahren. Auf Weihnachten, das hatte man ihm lange versprochen durfte er zum ersten Mal mit seiner Mama in die Kirche. Er war gespannt wie ein Flitztebogen. Am Abend vorher konnte er schon nicht einschlafen, und dann- als er doch schlief, träumte er die ganze Nacht von der Kirche, vom Christkind und von seinen neuen Handschuhen, die ihm das Christkind gebracht hatte. „Heinrich du musst aufstehen wir wollen in die Kirche“weckte die Mutter den kleinen Heinrich. Wenn er auch sonst nicht aus dem Bett kam, heute stand er sofort auf. Schnell angezogen, die neuen Handschuhen nicht vergessen und schon stiefeleten sie den Kreuzweg runter in die Kirche. Dann war es soweit. Heinrich saß neben seiner Mama in der Kirche. Artig sollte er sein, nur ja nicht sprechen dürfte er, das hatte man ihm zu Hause aufgetragen. Und so saß der kleine Heinrich in der Bank, als wäre er angewachsen und bewegte sich nicht. Was konnte man da alles beschauen. Der Altar mit den vielen Lichtern, die Krippe mit den schönen Figuren- die Schäfchen sahen aus als wenn sie lebendig gewesen wären- und so viele Menschen. Alle hatten ihren besten Sonntagsstaat angezogen. Wie schön war das, so hatte er sich das niemals vorstellen können. Doch dann auf einmal, als der Pastor mit dem Messdienern aus der Sakristei kam begann die Orgel zu spielen. Da hielt es Heinrich nicht mehr aus, er zog seine Mama am Ärmel und fragte :“ Sag mal Mama, gibt es hier auch Bier?“ (Musik kannte er nur vom Schützenfest)
Text: Caspar Lahme