- Vom 20. bis 22. Juli 2024 Schützenfest der St. Sebastian Schützenbruderschaft -

Früher gab es in Alme je eine Flur- und eine Fronleichnamsprozession …

 

durch Ober- und Niederalme. Im Jahr 1957 wurde diese Form abgeschafft, ab dann gab es beide Prozessionen nur noch einmal jährlich für die gesamte Pfarrgemeinde. Die Doppelprozessionen wurden somit halbiert (Zeitungsbericht vom 23.5.1957). Heute soll sich die Form der Prozessionen erneut ändern.

 

(Diese Bilder aus dem Jahr 1939 hat uns Caspar Lahme zur Verfügung gestellt)

 

Und hier mal was Heiteres zu diesem Thema, auch von Caspar Lahme verfasst.

 

Prossiaine

In froiheren Johren wur de Prossiainsweäg nit ment viel widder ere vandage, et wur aik Sitte, Hillegenstatuen öit de Keärke mierteschlippen. Jungen Burschen fäll düse Arbet tai. Un Arbet wur’t nöi wirklech. Afsunderlek an hoaiten Dagen, dann wuren de Hillegen mit jedem Schritt schwödder un schwödder.

In deäm oainen Johr mente’t de Sunne nöi ganz besonders gutt mit deän frummen „Prossiainern“. Deän Luen woll dät wuohl gefallen, se beern un sungen öit vullem Halse. Ment de Burschen mit deän schworen Hillegenstatuen ankern un schwerren, dät se balle kennen druigen Faam mehr am Leybe harren. Franz fäll’t wuohl am schwöddesten. Hoai dachte, gleyk morrik beschwoaigen. Doch ehe’t sai weyt wur, nahm’e seynen Hillegen, schmat ne hingern oaisten besten Buschk un roffte nai hinger eähme her:

Boai nit laipen kann, doai bleybe tehöise!“

 

Mist

Jossef harr en Stücke Land in der Halle, do woll’t sai recht nit wassen. Hoai konn sick queälen un dain un maken bat’e woll, alles harr kenne Oort. Abber weyl hoai ne frummen Mann wur, dacht’e:

Ik well mol mit deäm Pastaiern küren, dät hoai bey der nächsten Feldprossiaine grade bey meynem Felle afsunderlek viel beet un seent.“

Gedacht gedoon. Un de Pastaier versprak eähme aik, seyn Bestes te gieben.

Bo nöi de Prossiaine där de Halle toh un aik an Jossef seynem Lanne verbey kam, kuckere sick de Pastaier dät Malheur an. Doch dann dräggere hoai sick ümme un roffte Jossef tai:

Do helpet kenn Singen un kenn Been, do gehört en paar graite Foiher Mist drup!“

 

 

 

Christi Himmelfahrt

Als im Jahre 469 n. Chr. schwere Erdbeben und Mißernten die Stadt Vienne in Gallien heimsuchten, ordnete der dortige Bischof Mamertus Bußprozessionen und Fasten an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt an. Rom übernahm diese Bittage 500 Jahre später offiziell, allerdings ohne die Fastenvorschriften. Von ihrem Anliegen her standen die an den drei Bittagen gehaltenen Prozessionen mit dem Gebet der Gläubigen um eine lebenswichtige gute Ernte in engem Zusammenhang mit der früher üblichen Flurprozession am Markustag (25. April).

Am 40. Tag nach Ostern feiert die Kirche seit dem 4. Jahrhundert das Fest Christi Himmelfahrt. Da die Apostelgeschichte erzählt, Jesu sei nach seinem Tode den Jüngern 40 Tage hindurch erschienen, ehe er in den Himmel aufgenommen wurde (Apg.1,3), sahen die Gläubigen den 40. Tag nach Ostern als den richtigen Termin für dieses Fest an.

Zum Himmelfahrtstag gibt es kaum Brauchtum. Um die Jahrhundertwende entwickelte sich der Tag, ausgelöst durch Vereinsausflüge ins Grüne, zu einem beliebten Ausflugstag. Vermutlich liegen hier die Wurzeln der Vatertagsausflüge, denn das Vereinsleben war früher fast ausschließlich Männersache.

Im kirchlichen Leben gehört zum Himmelfahrtstag eine Bittprozession, die durch die Felder führt und bei der die Gläubigen um den Segen Gottes für die Früchte der Erde und heute auch ganz allgemein für die Früchte der menschlichen Arbeit bitten. Einen wichtigen Platz bei dieser Flurprozession nimmt traditionsgemäß die Allerheiligenlitanei ein.

Bis in die ersten Jahre des letzten Jahrhunderts hinein prägten in Alme große und kleine Bittprozessionen das kirchliche Leben in der sog. Bittwoche: Beginnend mit dem Sonntag derselben und endend mit Christi Himmelfahrt zogen die Almer Katholiken mit Kreuz, Fahnen und Heiligenstatuen durch die Almer Feldflur und um die Kirche herum, um den Segen Gottes für das Gedeihen der Feldfrüchte zu erbitten. Der Name „Kreuzwoche“, den viele der A1mer Pfarrer für diese Woche benutzten, rührt vielleicht daher, daß bei diesen Prozessionen nicht immer das Allerheiligste mitgetragen worden sein soll, sondern „bloß ein Kreuz“, wie Pfarrer Rüsbeck 1826 schreibt.

Bei den Feldprozessionen flehte die Gemeinde die Heiligen an, bei Gott um eine gute Ernte zu bitten. Neben Kreuz und Fahnen trugen junge Männer Heiligenbilder und Statuen mit sich, deren Gewicht den Trägern den ohnehin mehrstündigen Prozessionsweg sehr mühsam gemacht haben muß. Während des Jahres standen die Figuren auf der Orgelbühne, sehr zum Ärger der Pfarrer, benutzten viele Männer sie doch als Ablage für ihre Hüte während der Gottesdienste!

Schon in einem Visitationsbericht vom März 1600 wird eine Bittprozession nach Hallinghausen erwähnt. Ausführlicher schreibt Pfarrer Jodocus Bigge (1677-1682 in Alme) über Prozessionen in der Kreuzwoche. Danach zog die erste Prozession am Sonntag der Bittwoche „zum ummauerten Sitz des vom Archidiakon abgehaltenen Sendgerichts Hallinckhusen bzw. der sog. Hallinger Heide. Die Zweite (Prozession) wird an Himmelfahrt unseres Herrn abgehalten, und man zieht durch die Ackerflur „Ober Alme“. Die dritte (Prozession) wird Montag oder Dienstag abgehalten, und man zieht in das mattfeldt.“ Nach Angaben Pfarrer Kampschultes hielten die Almer an dieser Prozession „ins Matfeld „zur alten Kirche“ (bei Lohe)“ bis Anfang des 19. Jahrhunderts fest. Zwischen Alme und Madfeld, auf dem sog. Matfelde, soll vor Zeiten eine alte Kirchfiliale bestanden haben: die oben genannte Prozession war wohl das letzte Glied einer einstmals zu dieser Kirche bestehenden Verbindung.

Auch Pfarrer Wrede (1766-71 in Alme) nennt die beiden alten Prozessionen in seinem Festkalender: „Am 5. Sonntag nach Ostern wird die Prozession mit dem Allerheiligsten zum Sitz Hallinghusen geführt, einst der Ort einer Pfarrei, wo auch eine Predigt gehalten wird.

Am Fest der Himmelfahrt unseres Herrn führt die Prozession mit dem Allerheiligsten durch die Ackerfluren von Ober Alme, und bei der Station nahe am Haus Broich wird eine Predigt gehalten. Am 6. Sonntag nach Ostern findet eine Prozession mit dem Allerheiligsten zum alten Gotteshaus „nach der alten Kirchen“ das im Almegrenzgebiet liegt, statt, und bei der Station „an der Westgrund“ wird eine Predigt gehalten.

An den Bittagen, nämlich am Montag, Dienstag und Mittwoch, findet eine Prozession um den Friedhof statt, wo in die vier Richtungen des Erdkreises die Anfänge der Evangelien gesungen werden.“

Zu seiner Zeit zog die Prozession zum „Matfeld“ also nicht während der Woche dorthin, sondern erst am Sonntag nach Christi Himmelfahrt. Er nahm an Stelle des Kreuzes das Allerheiligste mit.

Pfarrer Klaholz (1837-47 in Alme) nennt bei der Prozession durch das Niederalmer Feld nicht mehr Hallinghausen als Ziel. Er beschreibt den Ablauf der Prozession so: „Feld Prozession durchs Niederalmische Feld am 5ten Sonntage nach Ostern; sie geschieht mit dem heil. Kreuze, welches der Priester in Rochett und Stola trägt; bei den 4 Stationen wird das h. Evangelium gesungen: danach sprach ich ein kleines Anredchen über das nun folgende Gebet, oder wie ichs grade wollte und danach wird gebetet und schließlich mit dem Kreuze unter Singung der Litanei=Strophen, wie gewöhnlich, der Segen gegeben…“.

Die Prozession durch die Oberalmer Feldflur verlief am Himmelfahrtstag ebenso. Pfarrer Kampschulte (1855-69 in Alme), den die Geschichte seiner Pfarrei sehr interessierte und der mehrere Aufsätze darüber veröffentlichte, beschreibt die ehemalige Pfarrei Hallinghausen als eine sehr alte, die Dörfer beiderseits der Nette ohne Berücksichtigung dessen, daß sie zum Teil auf dem Gebiet Kölns, zum Teil auf dem Gebiet Paderborns lagen, umfaßte. Während der Bittwoche zogen die Leute sowohl aus dem Territorium Kölns als auch aus dem Paderborns nach Hallinghausen, um dort in ihrer Pfarrkirche ihre Andacht zu verrichten. Die noch sehr lange nach der Auflösung der Pfarrei Hallinghausen bestehende Prozession der A1mer dorthin bezeichnet Kampschulte als „Huldigung der Tochterkirchen an ihre Mutter“.

Es scheinen aber nicht nur fromme Leute an diesen Prozessionen teilgenommen zu haben. Pfarrer Kampschulte weiß z.B. von der Verurteilung einiger Leute im Send, dem in Hallinghausen über das sittliche und religiöse Verhalten der Pfarrkinder abgehaltenen Kirchengericht durch den Archidiakon, zu berichten, die während der Prozession öffentlich getrunken hatten! Vom 19. – 20. Mai 1857 weilte hoher Besuch in Alme: Bischof Dr. Conrad Martin besuchte das gräfliche Haus und die Gemeinde und hielt am 4. Tag der Kreuzwoche die Prozession um den Friedhof mit anschließendem Pontifikalamt und Predigt.

Am 5. Mai 1861 mußte die erste Prozession durch das Niederalmer Feld ausfallen, da es in der Nacht zuvor so stark geschneit hatte, das die Wege kaum passierbar waren.

1868 schreibt Pfarrer Kampschulte in den „Blättern zur näheren Kunde Westfalens“: „Bis in den Anfang dieses Jahrhunderts hinein stand auf den Ruinen (der Kirche von Hallinghausen) noch ein Stationshäuschen, nach welchem am 5. So. nach Ostern eine Pfarrprozession aus der Kirche zu Almen geführt wurde. Auch dieses ist, seitdem die erwünschte Abkürzung des weitläufigen Prozessionsweges eintrat, längst verfallen u. spurlos verschwunden.“

Zur Zeit Pfarrer Kampschultes Mitte letzten Jahrhunderts gab es also (neben den 3 kleinen Prozessionen um die Kirche) am 5. Sonntag nach Ostern die Prozession durch das Niederalmer Feld und am Himmelfahrtstag durch das Oberalmer Feld, beide jetzt unter Mitnahme des Allerheiligsten.

Pfarrer Bönniger (1935-62 in Alme) legte auch bei den Flurprozessionen Wert auf den Schmuck der Häuser und Straßen, was früher nicht üblich gewesen war.

Auch die Flurprozessionen fielen den durch den 2. Weltkrieg auferlegten Einschränkungen zum Opfer: Wegen der Fliegergefahr und um diese religiösen Erscheinungen aus dem öffentlichen Dorfbild zu verbannen, war auf Anordnung hin nur eine Flurprozession um die Kirche erlaubt. 1944 durfte nur 1 hl. Messe gelesen werden, die sonst übliche zweite Messe wurde verboten. Pfarrer Bönniger beklagt in der Pfarrchronik, der kirchliche Feiertag Christi Himmelfahrt werde immer mehr zum Werktag degradiert.

1945 konnte er sich dann über eine außergewöhnlich gute Beteiligung an den beiden Flurprozessionen freuen, waren es doch seit 6 Jahren die ersten Prozessionen, die wieder „den Weg durchs ganze Dorf und durch die Felder und Fluren nehmen durften“.

Aber schon 1953 sah Pfarrer Bönniger sich durch eine stetig abnehmende Beteiligung an den Prozessionen zu einer Mahnung veranlaßt: „Man wolle dafür sorgen, daß von jeder Familie wenigstens ein Erwachsener außer den Schulkindern an diesem uralten gemeinsamen Flehen um Gottes Segen für unsere Felder und Gärten teilnimmt.“

Am Fest Christi Himmelfahrt wurde im Hochamt nach dem Evangelium die Osterkerze gelöscht und weggetragen: Zeichen dafür, daß Christus an diesem Tag von seinen Jüngern Abschied nahm.

Für die Almer, die in der Osterzeit noch nicht gebeichtet und ihre Osterkommunion gehalten hatten, war der Himmelfahrtstag der allerletzte Termin dafür. Pfarrer Bönniger mahnte jedes Jahr eindringlich, diese letzte Möglichkeit der Osterkommunion zu nutzten. Da es als äußerst säumig galt, diese Christenpflicht hinausgeschoben zu haben, galt die besondere (und schadenfrohe) Aufmerksamkeit der Almer Katholiken an Christi Himmelfahrt den Pfarrgenossen, deren Säumigkeit nun offenkundig wurde: Sie mußten noch „die Ledder bören“, wie der Volksmund dies nannte.

Änderung der Prozessionsform

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